
Der schnellste Weg zu konstantem Fortschritt ist nicht maximale, sondern klug dosierte Belastung.
- Die 10%-Regel minimiert das Verletzungsrisiko – den Hauptgrund für lange, frustrierende Trainingspausen.
- Systematische Regeneration und Variation sind keine passiven Pausen, sondern aktive und produktive Bestandteile Ihres Aufbaus.
Empfehlung: Betrachten Sie Ihr Training als eine langfristige Investition in Ihre Gesundheit, nicht als einen kurzfristigen Sprint zur Erschöpfung.
Die Bergsaison naht, der gute Vorsatz steht: Dieses Jahr werden Sie fitter. Voller Motivation stürzen Sie sich ins Training, die ersten Erfolge stellen sich schnell ein und der Ehrgeiz ist geweckt. Die logische Konsequenz scheint zu sein, einfach mehr zu machen: mehr Kilometer, mehr Gewicht, mehr Einheiten. Man will schliesslich schnell vorankommen und an seine Grenzen gehen. Doch genau hier lauert die grösste Falle für jeden Trainingseinsteiger und Wiedereinsteiger.
Was, wenn ich Ihnen als Ihr Coach sage, dass der schnellste Weg zum Erfolg paradoxerweise Geduld ist? Die wahre Kunst des nachhaltigen Trainingsaufbaus liegt nicht im Ertragen von Schmerz, sondern im intelligenten Belastungs-Management. Es geht darum, dem Körper genau den richtigen Reiz zu geben, damit er sich anpassen und stärker werden kann – ohne ihn zu überfordern und in eine Verletzungspause zu zwingen. Der wahre Feind Ihres Fortschritts ist nicht der Muskelkater, sondern die wochenlange Zwangspause wegen einer überreizten Sehne oder eines schmerzenden Gelenks.
Anstatt blind die Leistung zu jagen, nutzen wir ein Prinzip, das so präzise ist wie ein Schweizer Uhrwerk: die 10%-Regel. Sie ist kein starres Gesetz, sondern Ihr persönliches Risikomanagement-System. In diesem Artikel bauen wir gemeinsam Ihre persönliche Trainings-Architektur auf. Sie lernen, wie Sie Belastung und Erholung so steuern, dass Sie nicht nur stärker werden, sondern vor allem gesund bleiben und die Freude am Sport langfristig erhalten.
Dieser Leitfaden führt Sie durch die entscheidenden Aspekte eines intelligenten Trainingsaufbaus. Wir beleuchten, wie Sie die 10%-Regel konkret anwenden, wann eine Regenerationswoche unerlässlich ist und warum es völlig normal ist, dass Ihr Fortschritt einzigartig ist.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum intelligenten Trainingsaufbau
- Warum erhöhen Sie Ihr Laufpensum nur um 10% pro Woche und nicht um 20%?
- Wie Sie im Krafttraining progressieren: Erst mehr Gewicht oder erst mehr Wiederholungen?
- Lineare Steigerung oder Wellen: Was funktioniert in Ihrem Trainingsjahr?
- Wann brauchen Sie eine Regenerationswoche: Die 5 Warnsignale?
- Warum Ihr Trainingspartner schneller Muskeln aufbaut und das völlig normal ist?
- Warum zu schnelle Steigerung Sie 8 Wochen zurückwirft statt voranbringt?
- Wie viele Ruhetage pro Woche brauchen Sie bei 5 intensiven Trainingseinheiten?
- Wie Sie durch systematische Trainingsvariation Plateaus durchbrechen die seit Monaten bestehen?
Warum erhöhen Sie Ihr Laufpensum nur um 10% pro Woche und nicht um 20%?
Die 10%-Regel ist die goldene Leitlinie im Ausdauersport und besagt, dass Sie Ihr wöchentliches Trainingsvolumen – beispielsweise die gelaufenen Kilometer – nie um mehr als 10% im Vergleich zur Vorwoche steigern sollten. Laufen Sie in einer Woche 20 Kilometer, sind es in der nächsten maximal 22. Dieser Grundsatz mag auf den ersten Blick langsam und übervorsichtig erscheinen, doch er ist Ihr wichtigster Schutzschild gegen Überlastungsverletzungen. Während sich Ihre Muskeln und Ihr Herz-Kreislauf-System relativ schnell an höhere Belastungen anpassen, benötigen Sehnen, Bänder und Gelenke deutlich mehr Zeit.
Eine zu schnelle Steigerung überfordert diese passiven Strukturen und führt zu Entzündungen und Schmerzen. Das ist kein theoretisches Risiko: Kniebeschwerden sind mit 41,2 Prozent die mit Abstand häufigste Laufverletzung, oft verursacht durch eine zu abrupte Erhöhung von Umfang oder Intensität. Eine Verdopplung der Steigerungsrate auf 20% pro Woche vervielfacht dieses Risiko exponentiell. Sie handeln sich Mikroverletzungen ein, die sich über Wochen aufsummieren, bis der Schmerz Sie zum Anhalten zwingt.
Stellen Sie sich das Szenario vor, das Sportmediziner immer wieder sehen: Ein ambitionierter Läufer steigert sein Pensum sprunghaft für einen bevorstehenden Volkslauf. Die Folge ist oft eine Achillessehnenentzündung. Was als kleiner Ehrgeiz begann, endet in einer langwierigen Behandlung mit Physiotherapie, exzentrischem Krafttraining und im schlimmsten Fall monatelanger Pause. Die 10%-Regel ist also kein Bremsklotz, sondern eine Investition in Kontinuität. Sie sichert Ihnen die wertvolle **Gedulds-Dividende**: stetiger Fortschritt ohne die frustrierenden Rückschläge durch Verletzungen.
Wie Sie im Krafttraining progressieren: Erst mehr Gewicht oder erst mehr Wiederholungen?
Im Krafttraining ist die Frage der Progression zentral: Sollten Sie zuerst mehr Wiederholungen mit dem gleichen Gewicht schaffen oder das Gewicht erhöhen? Die Antwort hängt von Ihrem primären Trainingsziel ab. Für Einsteiger und Wiedereinsteiger lautet die klare Empfehlung: Konzentrieren Sie sich zunächst auf die Erhöhung der Wiederholungen. Diesen Ansatz nennt man **Volumen-Progression**. Ihr erstes Ziel ist es, eine saubere Technik zu etablieren und die muskuläre Ausdauer zu schulen. Schaffen Sie beispielsweise bei Kniebeugen mit 40 kg drei Sätze à 8 Wiederholungen, arbeiten Sie daran, bei gleichem Gewicht drei Sätze à 10 oder 12 Wiederholungen zu meistern.
Dieser Fokus auf das Volumen hat mehrere Vorteile. Er gibt Ihrem Nervensystem Zeit, die Bewegungsmuster zu perfektionieren, und stärkt das Bindegewebe, was die Verletzungsgefahr bei späteren, schwereren Lasten reduziert. Erst wenn Sie Ihr Wiederholungsziel am oberen Ende des Zielkorridors (z. B. 12 Wiederholungen) über drei Sätze hinweg sauber ausführen können, ist es Zeit für die **Intensitäts-Progression**: Sie erhöhen das Gewicht um den kleinstmöglichen Schritt (z. B. von 40 kg auf 42,5 kg) und beginnen wieder am unteren Ende Ihres Wiederholungsziels (z. B. 8 Wiederholungen).
Dieser Zyklus aus Volumenaufbau und anschliessender Gewichtssteigerung ist der sicherste und nachhaltigste Weg, um Muskulatur (Hypertrophie) und Kraft aufzubauen. Die visuelle Darstellung der gestapelten Gewichte verdeutlicht dieses Prinzip der kleinen, aber stetigen Schritte.

Wie Sie auf der Abbildung erkennen können, ist der Unterschied zwischen den einzelnen Gewichtsscheiben oft gering. Genau diese kleinen Sprünge sind der Schlüssel. Ein zu schnelles Erhöhen des Gewichts führt unweigerlich zu einer unsauberen Technik, erhöht das Verletzungsrisiko und trainiert eher das Ego als den Muskel. Bleiben Sie geduldig und meistern Sie erst das Volumen, bevor Sie die Last steigern.
Lineare Steigerung oder Wellen: Was funktioniert in Ihrem Trainingsjahr?
Für absolute Anfänger funktioniert eine **lineare Progression** – also eine kontinuierliche Steigerung von Woche zu Woche nach der 10%-Regel – für die ersten Monate hervorragend. Ihr Körper ist für jeden neuen Reiz dankbar und passt sich schnell an. Doch nach einer gewissen Zeit werden Sie feststellen, dass diese stetige Steigerung nicht mehr möglich ist. Der Körper benötigt Phasen unterschiedlicher Belastung, um sich weiterzuentwickeln. Hier kommt die **Periodisierung** ins Spiel, eine wellenförmige Planung Ihres Trainingsjahres.
Ein hervorragendes Beispiel aus der Schweiz ist die Vorbereitung auf den berühmten Engadin Skimarathon, wie sie von erfahrenen Coaches empfohlen wird. Die Planung ist in Blöcke unterteilt: Ein Akkumulationsblock im Sommer mit hohem Trainingsvolumen (lange, langsame Einheiten), gefolgt von einem Transmutationsblock im Herbst mit höherer Intensität (Intervalle), um die aufgebaute Grundlage in Schnelligkeit umzuwandeln. Vor dem Wettkampf im März folgt ein Realisierungsblock mit gezieltem „Tapering“, also einer Reduzierung des Umfangs zur maximalen Erholung.
Dieses wellenförmige Modell ist nicht nur für Wettkämpfer relevant. Es lässt sich perfekt auf die typischen Schweizer Freizeitaktivitäten und Jahreszeiten übertragen. Anstatt das ganze Jahr über das Gleiche zu tun, können Sie Ihr Training intelligent periodisieren:
- Winter: Fokus auf Kraft- und Stabilisationstraining im Fitnesscenter. Eine solide Basis für das kommende Jahr schaffen und den Körper auf die Skisaison vorbereiten.
- Frühling: Übergangsphase mit einer schrittweisen Erhöhung der Ausdauerbelastung. Die ersten Velo- und Wandertouren stehen an.
- Sommer: Leistungsspitze für Outdoor-Aktivitäten. Jetzt ist die Zeit für intensive Bergläufe, lange Radtouren oder das Joggen in hügeligem Gelände.
- Herbst: Aktive Erholung. Das Volumen und die Intensität werden bewusst reduziert. Kürzere Läufe, lockere Wanderungen oder andere Sportarten zur Abwechslung.
Wann brauchen Sie eine Regenerationswoche: Die 5 Warnsignale?
Eine Regenerationswoche, auch „Deload-Woche“ genannt, ist eine geplante Phase mit deutlich reduziertem Trainingsvolumen und/oder -intensität. Sie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein fundamentaler Bestandteil einer intelligenten Trainingsplanung. Sie erlaubt dem Körper, sich vollständig zu erholen, kleine Mikroverletzungen zu heilen und sich für die nächste Belastungsphase vorzubereiten. Typischerweise plant man alle drei bis sechs Wochen eine solche Woche ein. Doch oft sendet der Körper auch ungeplant klare Signale, dass eine Pause dringend nötig ist. Ignorieren Sie diese nicht!
Hier sind die fünf wichtigsten Warnsignale, die Ihnen anzeigen, dass es Zeit für eine Regenerationswoche ist:
- Leistungsstagnation oder -abfall: Sie schaffen plötzlich nicht mehr das gleiche Gewicht oder die gewohnte Laufdistanz.
- Anhaltende Müdigkeit und Antriebslosigkeit: Sie fühlen sich auch ausserhalb des Trainings oft schlapp und unmotiviert.
- Schlechter Schlaf: Sie haben Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, obwohl Sie körperlich erschöpft sind.
- Erhöhte Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen: Kleine Dinge bringen Sie schneller aus der Ruhe als sonst.
- Hartnäckiger Muskelkater oder Gelenkschmerzen: Die üblichen Wehwehchen verschwinden nicht mehr so schnell wie gewohnt.
Ein objektiver, datengestützter Indikator für den Erholungsstatus ist die **Herzfrequenzvariabilität (HRV)**. Dies ist die Variation der Zeitintervalle zwischen zwei Herzschlägen. Eine hohe HRV deutet auf einen guten Erholungszustand hin. Studien der Deutschen Sporthochschule Köln zeigen, dass eine konstant sinkende HRV ein klares Signal für Überlastung und die Notwendigkeit einer Pause ist. Viele moderne Sportuhren können diesen Wert messen.

Gönnen Sie sich diese Erholung. Eine Woche mit leichtem Training oder aktiver Pause wird Ihre langfristige Leistung nicht schmälern, sondern sie sichern und sogar verbessern. Sie kommen danach mental und physisch frischer zurück und können neue Trainingsreize setzen.
Warum Ihr Trainingspartner schneller Muskeln aufbaut und das völlig normal ist?
Es ist eine der frustrierendsten Erfahrungen im Training: Sie verfolgen den gleichen Plan wie Ihr Trainingspartner, geben alles, und trotzdem scheint er oder sie schneller Fortschritte zu machen. Dieses Phänomen ist nicht nur normal, sondern die logische Konsequenz aus einer Vielzahl individueller Faktoren. Sich zu vergleichen ist der direkteste Weg zur Demotivation und zu falschen Trainingsentscheidungen. Ihr Körper hat seine eigene, einzigartige **Trainings-Architektur** und sein eigenes Tempo.
Die wichtigsten Faktoren, die Ihren persönlichen Fortschritt beeinflussen, sind:
- Genetik: Die Veranlagung für Muskelfasertypen, Hormonspiegel und die allgemeine Fähigkeit, Muskulatur aufzubauen, ist von Mensch zu Mensch extrem unterschiedlich.
- Trainingshistorie: Jemand, der schon einmal trainiert hat, baut dank des „Muscle Memory“-Effekts schneller wieder Muskulatur auf als ein absoluter Neuling.
- Alltagsstress: Ein stressiger Job oder private Belastungen erhöhen das Stresshormon Cortisol, was den Muskelaufbau hemmen und die Regeneration verlangsamen kann.
- Schlafqualität: Im Schlaf finden die entscheidenden Reparatur- und Aufbauprozesse statt. Wer konstant zu wenig oder schlecht schläft, sabotiert seinen eigenen Fortschritt.
- Ernährung: Eine ausreichende Zufuhr von Proteinen und Kalorien ist die Grundvoraussetzung für Muskelwachstum.
Gerade die individuelle Regenerationsfähigkeit spielt eine immense Rolle. Wie die Deutsche Sporthochschule Köln bestätigt, beeinflussen neben der Trainingsintensität auch ganz persönliche Faktoren, wie gut und schnell sich der Körper erholt. Der Fokus sollte daher immer auf Ihrer eigenen Progression liegen. Führen Sie ein Trainingstagebuch und vergleichen Sie Ihre Leistung von dieser Woche mit Ihrer Leistung von vor vier Wochen. Das ist der einzige Vergleich, der zählt. Wie es eine treffende Beobachtung zum Training in der Schweiz formuliert:
In einem Land wie der Schweiz, in dem Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und genetischen Voraussetzungen Seite an Seite trainieren, sind Vergleiche besonders sinnlos.
– Schweizer Trainingsphilosophie
Warum zu schnelle Steigerung Sie 8 Wochen zurückwirft statt voranbringt?
Der Gedanke ist verlockend: Eine harte Trainingswoche einlegen, das Volumen um 50% steigern und einen riesigen Sprung nach vorne machen. In der Realität ist das Gegenteil der Fall. Eine solch abrupte Steigerung ist der schnellste Weg in eine Überlastungsverletzung, die Sie nicht nur eine, sondern oft sechs bis acht Wochen oder länger zurückwirft. Diese Zahl ist keine willkürliche Schätzung, sondern basiert auf den biologischen Heilungsphasen des Körpers. Das Risiko dafür ist real: Laut BFU (Beratungsstelle für Unfallverhütung) verletzen sich in der Schweiz jährlich rund 50 von 1000 Personen beim Sport, viele davon durch Überlastung.
Betrachten wir die Zeitachse einer typischen Sehnenverletzung, die durch zu schnelle Steigerung entsteht:
- Phase 1: Entzündung (Woche 1-2): Der Körper reagiert auf die Überlastung mit einer akuten Entzündung. Sie spüren Schmerz, Schwellung und müssen das Training sofort stoppen.
- Phase 2: Reparatur (Woche 2-6): Der Körper beginnt, neues, aber noch unorganisiertes und minderwertiges Gewebe zu bilden. Die Belastbarkeit ist extrem gering. Zu frühes Training in dieser Phase führt zu einem sofortigen Rückfall.
- Phase 3: Umbau (Woche 6-12+): Das neue Gewebe wird langsam in starkes, belastbares Sehnengewebe umgebaut. Erst jetzt kann mit einem sehr leichten, schrittweisen Wiederaufbau des Trainings begonnen werden.
Rechnet man diese Phasen zusammen, ist eine achtwöchige Pause mit anschliessendem Neuaufbau bei null ein realistisches Szenario. Hinzu kommt der psychologische Rückschlag: Die Frustration über den Leistungsverlust und die Angst vor einer erneuten Verletzung können die Motivation nachhaltig dämpfen. Die riskante Abkürzung hat Sie also nicht nur um die acht Wochen Pause zurückgeworfen, sondern auch um die Wochen und Monate, die Sie benötigen, um wieder auf Ihr altes Niveau zu kommen. Die langsame, stetige 10%-Steigerung ist im Vergleich dazu der reinste Turbo-Boost.
Wie viele Ruhetage pro Woche brauchen Sie bei 5 intensiven Trainingseinheiten?
Wenn Sie fünfmal pro Woche intensiv trainieren, sind die verbleibenden zwei Tage keine verlorene Zeit, sondern ein entscheidender Faktor für Ihren Erfolg. Regeneration ist der Prozess, in dem Ihr Körper die durch das Training gesetzten Reize verarbeitet und sich anpasst – also stärker wird. Ohne ausreichende Erholung gibt es keine Superkompensation und keinen Fortschritt. Bei einem Pensum von fünf Einheiten pro Woche sind **mindestens zwei komplette Ruhetage** oder Tage mit sehr leichter, aktiver Erholung absolut notwendig.
Der genaue Regenerationsbedarf hängt stark von der Art des Trainings ab. Nicht jede Belastung erfordert die gleiche Pausenzeit. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, basierend auf Empfehlungen von Trainingsexperten:
| Trainingsart | Empfohlene Regenerationszeit | Besonderheiten |
|---|---|---|
| Aerobes Training (lockeres Joggen, Schwimmen) | 6-12 Stunden | Fördert die Durchblutung und kann als aktive Erholung dienen. |
| Anaerobes Training (Intervalle, Sprints) | 24-48 Stunden | Hohe Belastung für das zentrale Nervensystem. |
| Intensives Krafttraining | 48-72 Stunden | Erfordert Reparatur der Muskelfasern und Anpassung des Nervensystems. |
An Ihren Ruhetagen müssen Sie nicht komplett stillsitzen. **Aktive Erholung** kann die Regeneration sogar fördern. Der Schlüssel liegt in der sehr niedrigen Intensität. Anstatt auf dem Sofa zu liegen, können Sie die wunderschöne Schweizer Landschaft für sanfte Aktivitäten nutzen, die Körper und Geist guttun:
- Eine lockere Wanderung im Jura oder entlang eines Sees mit sehr geringer Intensität.
- Gemütliches Schwimmen in einem der vielen Schweizer Seen im Sommer.
- Eine entspannende Yoga- oder Stretching-Session mit Blick auf die Berge.
- Kurze Einheiten von 5 bis 15 Minuten auf dem Crosstrainer oder Veloergometer bei niedrigstem Widerstand.
Das Wichtigste in Kürze
- Die 10%-Regel ist Ihr wichtigstes Werkzeug für das Risikomanagement, um Verletzungen zu vermeiden und kontinuierlichen Fortschritt zu sichern.
- Regeneration ist ein aktiver Prozess. Geplante Deload-Wochen und Ruhetage sind keine verlorene Zeit, sondern die Phase, in der Ihr Körper stärker wird.
- Ihr Trainingsfortschritt ist individuell. Vergleichen Sie sich nur mit Ihrem eigenen Ich von gestern und nicht mit anderen.
Wie Sie durch systematische Trainingsvariation Plateaus durchbrechen die seit Monaten bestehen?
Ein Plateau im Training – also ein Zustand, in dem Sie trotz aller Bemühungen keine Fortschritte mehr machen – ist frustrierend, aber ein normales Phänomen. Es ist ein Signal Ihres Körpers, das besagt: „Ich habe mich an diesen Reiz gewöhnt, ich brauche eine neue Herausforderung.“ Die Lösung ist nicht, stur dasselbe mit noch mehr Gewalt zu versuchen, sondern die **systematische Variation** Ihres Trainings. Indem Sie die Art des Reizes verändern, zwingen Sie Ihren Körper zu neuen Anpassungen.
Eine äusserst effektive Methode, um hartnäckige Plateaus, insbesondere im Krafttraining, zu durchbrechen, ist ein gezielter Block mit **Cross-Training**. Wenn beispielsweise Ihr Fortschritt beim Bankdrücken seit Monaten stagniert, pausieren Sie diese Übung bewusst für drei bis vier Wochen. Fokussieren Sie sich stattdessen auf eine komplett andere Sportart wie Langlauf im Winter oder Rudern. Sie erhalten Ihre allgemeine Grundfitness und geben dem spezifisch für das Bankdrücken belasteten neuromuskulären System Zeit, sich vollständig zu erholen. Wenn Sie danach zum Bankdrücken zurückkehren, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie das Plateau durchbrochen haben, weil der Körper den alten Reiz als neu empfindet.
Aber auch innerhalb Ihrer Sportart können Sie durch kleine, gezielte Änderungen neue Reize setzen, ohne Ihren ganzen Plan umwerfen zu müssen. Wenn Sie ein Plateau erreichen, ist es Zeit, die Parameter Ihres Trainings bewusst zu verändern. Arbeiten Sie sich durch die folgenden Punkte und ändern Sie pro Trainingszyklus ein bis zwei Aspekte.
Ihr Aktionsplan zur Plateau-Überwindung
- Tempo variieren: Führen Sie die Bewegung kontrollierter aus. Bauen Sie zum Beispiel eine 4-sekündige exzentrische (ablassende) Phase ein, um neue muskuläre Reize zu setzen.
- Pausenzeiten anpassen: Verändern Sie die Pausen zwischen den Sätzen. Erhöhen Sie sie von 60 auf 90-120 Sekunden, um mit mehr Kraft in den nächsten Satz zu gehen, oder verkürzen Sie sie, um die metabolische Belastung zu steigern.
- Übungsreihenfolge ändern: Beginnen Sie Ihr Training mit einer anderen Übung. Führen Sie komplexe Grundübungen (Kniebeugen, Kreuzheben) immer vor isolierten Übungen aus.
- Griffweite oder Stand modifizieren: Ändern Sie bei Übungen wie Klimmzügen oder Bankdrücken die Griffweite (eng vs. weit) oder bei Kniebeugen die Standbreite, um den Muskel aus einem anderen Winkel zu belasten.
- Intensitätstechniken integrieren: Bauen Sie gelegentlich (nicht in jedem Training!) Techniken wie Dropsets (Gewicht reduzieren und ohne Pause weitermachen) oder Supersets (zwei Übungen im Wechsel) ein.
Ihr Weg zu nachhaltiger Stärke beginnt nicht morgen, sondern mit der klugen Planung Ihrer nächsten Trainingseinheit. Beginnen Sie noch heute damit, diese Prinzipien anzuwenden und ein solides Fundament für eine lebenslange Fitness zu schaffen, die Ihnen Freude bereitet und Sie gesund hält.
Häufige Fragen zum Thema Übertraining und Progression
Wie lange dauert die Erholung von einem Übertraining?
Die Erholung von einem echten Übertraining kann vier bis 14 Wochen dauern. Es gibt keine schnelle Lösung; Sie müssen eine längerfristige Strategie entwickeln, die vor allem aus Ruhe und einer schrittweisen Wiederaufnahme des Trainings besteht.
Kann ich meine HRV verbessern?
Ja, Sie können Ihre Herzfrequenzvariabilität (HRV) aktiv verbessern. Die wichtigsten Massnahmen sind die Reduzierung von Alltagsstress, ausreichend und qualitativ hochwertiger Schlaf, regelmässige Entspannungstechniken und ein ausgewogenes Training, das Belastungs- und Erholungsphasen respektiert.
Was zeigt eine niedrige HRV an?
Eine konstant niedrige HRV kann darauf hinweisen, dass Ihr Körper überlastet ist und mehr Ruhe benötigt. Sie ist oft ein frühes Warnsignal für ein drohendes Übertraining oder kann auf erhöhten psychischen oder physischen Stress hindeuten.