Veröffentlicht am März 12, 2024

Zusammenfassend:

  • Eine systematische Trainings-Architektur ist der Schlüssel, um Leistungsplateaus zu durchbrechen und Verletzungen zu vermeiden.
  • Die wellenförmige Periodisierung eignet sich für berufstätige Sportler in der Schweiz besser als starre, lineare Modelle.
  • Das Erkennen biologischer Signale ist entscheidend, um den richtigen Zeitpunkt für Intensität und Regeneration zu bestimmen.
  • Fundamentales Krafttraining ist die unverzichtbare Basis für eine Leistungssteigerung in nahezu jeder Sportart.

Sie trainieren regelmässig, investieren Zeit und Schweiss, doch die erhofften Fortschritte bleiben aus? Sie haben das Gefühl, auf einem Leistungsplateau festzustecken, während die Motivation langsam schwindet. Dieses Szenario ist für viele ambitionierte Freizeitsportler in der Schweiz frustrierende Realität. In einem Land, in dem der Anteil der sportlich Aktiven stetig wächst – die Sport Schweiz 2020 Studie zeigt einen bemerkenswerten Rückgang der Nichtsportler von rund 25 auf 16 Prozent –, wird der Wunsch nach effektivem und intelligentem Training immer lauter.

Oft wird versucht, durch „mehr“ Training – mehr Kilometer, mehr Gewicht, mehr Einheiten – den Durchbruch zu erzwingen. Man liest von Makro-, Meso- und Mikrozyklen, doch die abstrakten Theorien lassen sich nur schwer in den vollgepackten Alltag zwischen Beruf, Familie und sozialen Verpflichtungen integrieren. Das intuitive Training „nach Gefühl“ führt häufig zu unregelmässigen Reizen, Überlastung oder im schlimmsten Fall zu Verletzungen, die einen wochenlang zurückwerfen. Man folgt vagen Ratschlägen wie „Höre auf deinen Körper“, ohne zu wissen, welche Signale wirklich relevant sind.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht in härterem, sondern in klügerem Training liegt? Was, wenn der Erfolg nicht von zufälliger Intuition, sondern von einer gezielten Trainings-Architektur abhängt? Genau hier setzt die strukturierte Periodisierung an. Es geht darum, Trainingsreize nicht willkürlich zu setzen, sondern sie methodisch über Wochen und Monate so zu planen, dass der Körper sich optimal anpassen und kontinuierlich stärker werden kann. Es ist ein System, das vorhersagbare Ergebnisse liefert, weil es auf biologischen Prinzipien der Anpassung und Superkompensation basiert.

Dieser Leitfaden übersetzt die professionellen Methoden der Periodisierung in ein praxisnahes System für ambitionierte Schweizer Amateursportler. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Training logisch strukturieren, die richtigen Signale Ihres Körpers deuten und die typischen Fallen einer zu schnellen Steigerung vermeiden. Sie lernen die Prinzipien kennen, die es Ihnen ermöglichen, Ihre sportlichen Ziele systematisch und nachhaltig zu erreichen.

Wie Sie Ihr Trainingsjahr in 5 Phasen strukturieren für kontinuierliche Progression?

Eine erfolgreiche Saison beginnt nicht mit dem ersten Training, sondern mit einer durchdachten Planung. Eine professionelle Trainings-Architektur gliedert das Jahr in logische Phasen, um Belastung und Erholung gezielt zu steuern und zum Saisonhöhepunkt die maximale Leistung abrufen zu können. Anstatt das ganze Jahr über gleich zu trainieren, arbeiten Sie sich durch spezifische Blöcke, die aufeinander aufbauen. Jeder Block, oft als Mesozyklus bezeichnet und meist 2-6 Wochen lang, konzentriert sich auf eine bestimmte Fähigkeit.

Die klassische Periodisierung unterteilt das Trainingsjahr in fünf Phasen:

  1. Vorbereitungsphase (1-2 Monate): Hier legen Sie den Grundstein. Der Fokus liegt auf allgemeiner Fitness, Techniktraining und dem Aufbau einer soliden aeroben Basis.
  2. Grundlagenphase (2-3 Monate): Das Volumen wird erhöht. Lange, moderate Einheiten dominieren, um die Kraftausdauer zu verbessern.
  3. Aufbauphase (2-3 Monate): Die Intensität steigt. Kürzere, schnellere Einheiten werden integriert, um die wettkampfspezifische Leistung zu schärfen.
  4. Wettkampfphase (1-2 Monate): Das Training wird spezifischer, das Volumen reduziert (Tapering), um mit maximaler Frische an den Start zu gehen.
  5. Übergangsphase (2-4 Wochen): Aktive Erholung. Leichte, unspezifische Aktivitäten helfen Körper und Geist, sich zu regenerieren, bevor der nächste Zyklus beginnt.

Besonders für Berufstätige hat sich die sogenannte Blockperiodisierung als äusserst effektiv erwiesen. Wie eine Studie zur Blockperiodisierung bei Berufstätigen zeigt, konzentriert man sich dabei für 2-4 Wochen intensiv auf eine einzige Fähigkeit (z.B. Maximalkraft), bevor man zur nächsten übergeht. Dieser fokussierte Ansatz erlaubt es, auch bei begrenzter Zeit signifikante Reize zu setzen und Fortschritte zu erzielen.

Wann ist der richtige Moment für Intensivtraining: Die 4 biologischen Signale?

Der häufigste Fehler im Training ambitionierter Amateure ist, Intensität zu erzwingen, wenn der Körper nicht bereit ist. Der Leitsatz „Höre auf deinen Körper“ ist zwar korrekt, aber oft zu vage. Erfolgreiche Athleten lernen, konkrete biologische Signale zu interpretieren, um das empfindliche Gleichgewicht zwischen Belastung und Regeneration zu meistern. Diese Signale geben Ihnen objektive Daten darüber, ob Ihr Körper einen neuen, starken Reiz verkraften kann oder ob er mehr Zeit zur Erholung benötigt.

Nahaufnahme von Sportuhr und Herzfrequenzmessung als biologische Trainingssignale

Achten Sie auf die folgenden vier entscheidenden Indikatoren, bevor Sie eine hochintensive Einheit planen:

  • Der Ruhepuls am Morgen: Messen Sie Ihren Puls direkt nach dem Aufwachen. Liegt er konstant 5-10 Schläge pro Minute über Ihrem normalen Durchschnitt, ist dies ein klares Zeichen für physiologischen Stress und unvollständige Erholung. Ihr Nervensystem arbeitet auf Hochtouren, um Reparaturprozesse zu bewältigen – kein guter Zeitpunkt für eine harte Einheit.
  • Die Herzfrequenzvariabilität (HRV): Viele moderne Sportuhren messen die HRV. Eine hohe HRV signalisiert, dass Ihr vegetatives Nervensystem ausbalanciert und bereit für Belastung ist. Eine niedrige oder stark schwankende HRV ist ein Warnsignal.
  • Die Schlafqualität: War Ihr Schlaf unruhig, kurz oder wenig erholsam? Schlechter Schlaf beeinträchtigt die hormonelle Regeneration massiv. Ohne qualitativ hochwertigen Schlaf ist keine Superkompensation möglich.
  • Das subjektive Empfinden: Fühlen Sie sich energiegeladen und motiviert? Oder eher schlapp, gereizt und unkonzentriert? Mentale Müdigkeit ist oft ein Vorbote körperlicher Erschöpfung.

In einer sportbegeisterten Nation wie der Schweiz, in der laut Swiss Olympic die Zahl der Nichtsportler seit 2000 von 25% auf 16% gesunken ist, wird die Fähigkeit zur Selbstregulation immer wichtiger. Ignorieren Sie diese Signale, riskieren Sie Übertraining und Leistungsabfall. Lernen Sie, sie zu lesen, und Sie erhalten den Schlüssel zu kontinuierlicher und gesunder Leistungssteigerung.

Lineare oder wellenförmige Progression: Was funktioniert für Berufstätige besser?

Sobald die Phasenstruktur steht, stellt sich die Frage nach der Progression innerhalb eines Blocks: Wie steigere ich die Belastung von Woche zu Woche? Hier konkurrieren zwei Hauptmodelle: die lineare und die wellenförmige Periodisierung. Für ambitionierte Berufstätige mit einem oft unvorhersehbaren Alltag ist die Wahl des richtigen Modells entscheidend für den langfristigen Erfolg.

Die lineare Periodisierung ist der klassische Ansatz: Man beginnt mit hohem Volumen und niedriger Intensität und steigert die Intensität über Wochen hinweg kontinuierlich, während das Volumen sinkt. Dieses Modell ist starr und verzeiht kaum ungeplante Pausen oder Stressphasen. Fällt eine Woche aus, gerät der ganze Plan ins Wanken. Die wellenförmige Periodisierung, auch DUP (Daily Undulating Periodization) genannt, ist flexibler. Hier variiert die Trainingsbelastung innerhalb einer Woche. Man absolviert zum Beispiel an einem Tag eine Krafteinheit, am nächsten eine Ausdauereinheit und am übernächsten eine Einheit mit Fokus auf Maximalkraft.

Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede im direkten Vergleich, basierend auf einer Analyse verschiedener Periodisierungsmodelle.

Vergleich: Lineare vs. Wellenförmige Periodisierung für Berufstätige
Kriterium Lineare Periodisierung Wellenförmige (DUP)
Flexibilität Niedrig – fester Ablauf Hoch – anpassbar an Alltag
Eignung Berufstätige Schwierig bei variablem Arbeitspensum Ideal bei unregelmässigen Arbeitszeiten
Progression Kontinuierlich steigend Wellenförmig variierend
Beispiel Wochenplan Woche 1-4: 3×10 Wdh
Woche 5-8: 4×8 Wdh
Mo: 3×8 Wdh
Mi: 5×10 Wdh
Fr: 8×4 Wdh

Für Berufstätige ist die wellenförmige Methode klar im Vorteil. Sie ermöglicht es, das Training an die Tagesform und den Terminkalender anzupassen, ohne den Gesamtplan zu gefährden. Zudem sorgt die ständige Variation der Reize für eine robustere Leistungsentwicklung. Forschende der Universität Potsdam konnten zeigen, dass gerade die wellenförmige Periodisierung im Ausdauersport zu signifikanten Verbesserungen führt, da die unterschiedlichen Reize die muskuläre Anpassung effektiver fördern. Die Kombination verschiedener Trainingsfoki innerhalb einer Woche verhindert Monotonie und hält die Motivation hoch.

Warum zu schnelle Steigerung Sie 8 Wochen zurückwirft statt voranbringt?

Enthusiasmus ist ein starker Motor, aber auch ein gefährlicher Ratgeber. Viele Athleten tappen in die Progessions-Falle: Berauscht von ersten Erfolgen, steigern sie ihr Trainingsvolumen oder die Intensität zu schnell und zu aggressiv. Das Ergebnis ist kurzfristig vielleicht ein kleiner Schub, langfristig aber fast immer ein Einbruch. Der Körper hat nicht genügend Zeit, die notwendigen Anpassungen in Muskeln, Sehnen und Bändern vorzunehmen. Anstatt stärker zu werden, steuert man direkt auf Überlastung und Verletzungen zu.

Sportler zeigt Erschöpfungszeichen durch zu schnelle Trainingssteigerung

Das Übertrainingssyndrom ist kein Mythos, sondern ein realer physiologischer Zustand, der Sie wochen- oder sogar monatelang ausser Gefecht setzen kann. Die sorgfältig aufgebaute Form bricht zusammen, das Immunsystem wird geschwächt und die mentale Frische geht verloren. Eine Faustregel, die sich in der Praxis bewährt hat, ist die 10%-Regel. Wie Runner’s World empfiehlt, sollte die Erhöhung des Wochenpensums (z.B. Laufkilometer) maximal 10 Prozent betragen. Wer 50 Kilometer pro Woche läuft, steigert in der Folgewoche auf maximal 55 Kilometer. Alles darüber erhöht das Verletzungsrisiko überproportional.

Es ist entscheidend, die Frühwarnzeichen des Körpers zu erkennen, bevor es zu spät ist. Ein Übertraining kündigt sich oft durch eine Reihe von Symptomen an, die weit über einfachen Muskelkater hinausgehen.

Ihre Checkliste: 10 Frühwarnzeichen von Übertraining

  1. Erhöhter Ruhepuls: Messen Sie Ihren Puls morgens. Liegt er 5-10 Schläge über dem Normalwert, ist das ein Alarmsignal.
  2. Schlafstörungen: Sie sind müde, können aber nicht gut schlafen oder durchschlafen.
  3. Anhaltende Gereiztheit: Stimmungsschwankungen und eine kurze Zündschnur im Alltag sind typisch.
  4. Leistungsabfall: Trotz gleichem oder härterem Training werden Ihre Zeiten oder Gewichte schlechter.
  5. Häufige Infekte: Sie fangen sich jede Erkältung ein, Ihr Immunsystem ist geschwächt.
  6. Verlängerter Muskelkater: Die Schmerzen halten deutlich länger als 48-72 Stunden an.
  7. Appetitlosigkeit: Das natürliche Hungergefühl ist gestört oder fehlt ganz.
  8. Konzentrationsprobleme: Sie haben Schwierigkeiten, sich im Beruf oder Alltag zu fokussieren.
  9. Motivationsverlust: Die Lust auf das nächste Training fehlt komplett.
  10. Gelenk- oder Sehnenschmerzen: Neue, unklare Schmerzen, die nicht verschwinden.

Wenn Sie drei oder mehr dieser Punkte bei sich feststellen, ist es Zeit für eine sofortige Reduktion des Trainings oder eine komplette Pause. Eine Woche Regeneration kann Sie vor acht Wochen Zwangspause bewahren.

Warum Sportler mit Plan 3x schneller Fortschritte machen als intuitive Trainierende?

Training „nach Gefühl“ klingt romantisch und frei, ist aber in den meisten Fällen eine ineffiziente Strategie. Intuition ist fehleranfällig – sie wird von Tagesstimmung, Wetter und sozialem Druck beeinflusst. Ein strukturierter Plan hingegen ist ein objektiver Fahrplan zum Erfolg. Er sorgt für die richtige Dosis an Belastung und Erholung, stellt eine progressive Entwicklung sicher und schützt vor den typischen Fehlern der Selbstüberschätzung. Die Überlegenheit eines systematischen Vorgehens ist keine Glaubensfrage, sondern ein trainingswissenschaftlich belegter Fakt.

Ein Plan zwingt Sie, im Voraus zu denken und Ihre Ziele in erreichbare Zwischenschritte zu zerlegen. Er stellt sicher, dass alle wichtigen Komponenten – Kraft, Ausdauer, Technik, Regeneration – berücksichtigt werden. Der intuitive Sportler neigt dazu, das zu trainieren, was er mag oder gut kann, und vernachlässigt seine Schwächen. Der planende Athlet arbeitet gezielt an seinen Defiziten. Diese systematische Herangehensweise ist tief im Schweizer Sportverständnis verankert. Eine Studie über Vereine im Kanton Zürich ergab, dass 88 Prozent der Vereine Teams oder Athleten haben, die an Wettkämpfen teilnehmen – ein klares Indiz für zielorientiertes und geplantes Training.

Ein Trainingsplan ist wie ein Zinseszins-Investment – kleine, regelmässige ‚Einzahlungen‘ führen zu exponentiellem Wachstum.

– Dr. Stephan Geisler, FITBOOK – Periodisierung im Training

Diese Metapher von Dr. Stephan Geisler bringt es auf den Punkt: Jede geplante Trainingseinheit baut auf der vorherigen auf und schafft die Grundlage für die nächste. Es ist die Rendite des Trainings: Die Summe der systematischen Reize ist weitaus grösser als die Wirkung einzelner, unkoordinierter Anstrengungen. Während der intuitive Sportler stagniert oder sich im Kreis dreht, erzielt der planende Athlet einen kumulativen Effekt, der zu einer exponentiellen Leistungssteigerung führt. Der Plan ist Ihr Kompass, der Sie auch an Tagen mit wenig Motivation auf Kurs hält.

Warum erhöhen Sie Ihr Laufpensum nur um 10% pro Woche und nicht um 20%?

Die 10%-Regel ist eine der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Faustregeln im Ausdauersport. Sie besagt, dass man seinen wöchentlichen Trainingsumfang, beispielsweise die gelaufenen Kilometer, um nicht mehr als 10% im Vergleich zur Vorwoche steigern sollte. Dieser Grundsatz dient als Leitplanke, um das Risiko von Überlastungsverletzungen zu minimieren. Sehnen, Bänder und Gelenke passen sich deutlich langsamer an neue Belastungen an als das Herz-Kreislauf-System. Eine zu schnelle Steigerung überfordert diese passiven Strukturen und führt zu typischen Läuferleiden wie dem Läuferknie oder einer Achillessehnenentzündung.

Interessanterweise ist diese Regel eher eine bewährte Erfahrung aus der Praxis als ein hartes wissenschaftliches Gesetz. Eine Analyse von Laufexperten zeigt, dass es für die exakte Zahl von 10% tatsächlich keine eindeutige wissenschaftliche Evidenz gibt. Dennoch hat sie sich als sicherer und effektiver Korridor für die meisten Amateursportler etabliert. Eine Steigerung um 20% oder mehr erhöht das Verletzungsrisiko exponentiell und ist fast nie nachhaltig. Der kurzfristige Gewinn an Fitness wird durch die hohe Wahrscheinlichkeit einer Zwangspause zunichtegemacht.

Eine modernere und wissenschaftlich fundiertere Herangehensweise ist das polarisierte Training, wie es auch von Swiss Running propagiert wird. Anstatt sich nur auf den Gesamtumfang zu konzentrieren, liegt der Fokus auf der Intensitätsverteilung. Die Empfehlung von Swiss Running für ein effektives Lauftraining lautet, dass mindestens 75% des gesamten Trainingsumfangs in den niedrigen Intensitätsstufen 1 bis 3 (Grundlagenausdauer) stattfinden sollten. Nur ein kleiner Teil des Trainings sollte hochintensiv sein. Diese Methode baut eine breite aerobe Basis auf, die es dem Körper erlaubt, intensive Einheiten besser zu verkraften und das Verletzungsrisiko zu senken. Die 10%-Regel bleibt also eine nützliche Richtlinie, aber die richtige Intensitätsverteilung ist der noch entscheidendere Faktor.

Warum scheitern 80% der Neujahrsvorsätze aber nur 20% der SMART-gesetzten Sportziele?

Jedes Jahr im Januar sind die Fitnessstudios voll und die Laufstrecken belebt. Doch schon im Februar kehrt oft wieder die alte Leere ein. Der Grund für das Scheitern der meisten Neujahrsvorsätze liegt in ihrer Formulierung: Sie sind vage, unrealistisch und nicht messbar. „Mehr Sport treiben“ oder „fitter werden“ sind Wünsche, keine Ziele. Ein Wunsch ist nicht greifbar und bietet keinen Handlungsplan. Ein Ziel hingegen ist ein konkretes Versprechen an sich selbst, das den Weg zur Erreichung bereits in sich trägt.

Hier kommt die SMART-Methode ins Spiel. Sie ist ein bewährtes Werkzeug aus dem Projektmanagement, das sich perfekt auf sportliche Ziele übertragen lässt. SMART ist ein Akronym und steht für Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert. Ein Ziel, das diese fünf Kriterien erfüllt, hat eine ungleich höhere Erfolgswahrscheinlichkeit, weil es Klarheit schafft und den Fokus lenkt. Anstatt sich im Nebel vager Vorsätze zu verlieren, haben Sie einen klaren Auftrag.

Die Umsetzung der SMART-Kriterien verwandelt einen Wunsch in ein konkretes Projekt. Hier ein Beispiel, das auf Schweizer Verhältnisse zugeschnitten ist:

  • Spezifisch: Statt „Ich will besser wandern“ lautet das Ziel: „Ich will die anspruchsvolle Wanderung auf den Säntis in unter 5 Stunden schaffen.“
  • Messbar: Das Ziel ist durch die Zeitvorgabe (unter 5 Stunden) klar überprüfbar. Erfolg oder Misserfolg sind eindeutig feststellbar.
  • Attraktiv: Das Ziel muss eine persönliche Bedeutung haben. Die Besteigung eines ikonischen Schweizer Berges wie dem Säntis ist eine starke emotionale Motivation.
  • Realistisch: Das Ziel muss herausfordernd, aber erreichbar sein. Mit einem Plan von zwei Krafteinheiten und einer längeren Wanderung pro Woche ist dieses Ziel für einen gesunden, trainierten Menschen realistisch.
  • Terminiert: Setzen Sie eine klare Deadline, zum Beispiel den 1. August, den Schweizer Nationalfeiertag. Ein fester Termin erzeugt positiven Druck und strukturiert den Zeitplan.

Ein SMART-formuliertes Ziel ist der erste und wichtigste Schritt in jeder Trainingsplanung. Es ist der Nordstern, an dem sich Ihre gesamte Periodisierung und jede einzelne Trainingseinheit ausrichtet.

Das Wichtigste in Kürze

  • System schlägt Intuition: Eine strukturierte Periodisierung ist der zuverlässigste Weg zu kontinuierlicher Leistungssteigerung.
  • Flexibilität für den Alltag: Die wellenförmige Progression ist für Berufstätige oft effektiver als starre, lineare Pläne.
  • Kraft als Fundament: Ein gezieltes Krafttraining verbessert die Leistung und beugt Verletzungen in jeder Sportart vor.

Warum Krafttraining die Basis für Leistung in jeder Sportart ist?

Viele Ausdauersportler – Läufer, Radfahrer, Triathleten – begehen den Fehler, Krafttraining als optionales Übel zu betrachten. Sie fürchten, durch Muskelmasse an Agilität zu verlieren oder wertvolle Trainingszeit zu verschwenden. Dies ist ein fundamentaler Irrtum. Modernes, sportartspezifisches Krafttraining ist keine Ergänzung, sondern das Fundament für Spitzenleistungen und Verletzungsprävention in nahezu jeder Disziplin. Es verbessert die Kraftübertragung, stabilisiert Gelenke und erhöht die Ermüdungswiderstandsfähigkeit.

Stärkere Muskeln können mehr Kraft pro Bewegung erzeugen. Das bedeutet für einen Läufer einen kraftvolleren Abstoss, für einen Radfahrer mehr Watt pro Pedalumdrehung. Eine Untersuchung der Universität von Lillehammer in Norwegen zeigte eindrücklich, dass Radfahrende nach einer zwölfwöchigen Blockperiodisierung mit Kraftfokus ihre VO2max (maximale Sauerstoffaufnahme) signifikant stärker steigerten als eine Kontrollgruppe. Ein starker Rumpf (Core) ist das Zentrum jeder Bewegung. Er stabilisiert den Körper und sorgt dafür, dass die Kraft aus den Beinen und Armen effizient umgesetzt wird, anstatt in instabilen Ausweichbewegungen zu verpuffen.

Der grösste Nutzen liegt jedoch in der Verletzungsprävention. Viele typische Überlastungsschäden entstehen durch muskuläre Dysbalancen. Krafttraining gleicht diese aus und schützt die passiven Strukturen wie Gelenke und Sehnen. Gerade für typische Schweizer Sportarten ist ein angepasstes Krafttraining essenziell, um die spezifischen Belastungen abzufedern.

Krafttraining-Anpassungen für Schweizer Sportarten
Sportart Krafttraining-Fokus Verletzungsprävention
Skifahren Beinstabilisatoren, Rumpf Kniestabilität, Kreuzbandschutz
Trailrunning Rumpfkraft, exzentrische Kraft Achillessehne, IT-Band
Mountainbike Oberer Rücken, Core Haltungskorrektur, Lendenwirbelsäule
Bergwandern Kraftausdauer Beine Kniegelenke beim Abstieg

Zwei bis drei gezielte Krafteinheiten pro Woche sind eine der besten Investitionen in Ihre sportliche Zukunft. Sie machen Sie nicht nur leistungsfähiger, sondern vor allem widerstandsfähiger und sorgen dafür, dass Sie Ihren Sport lange und schmerzfrei ausüben können.

Integrieren Sie diese Prinzipien in Ihren Trainingsalltag. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre persönliche Trainings-Architektur für das nächste Quartal zu entwerfen, um Ihre Ziele systematisch und erfolgreich zu erreichen.

Geschrieben von Markus Hofmann, Markus Hofmann ist diplomierter Sportwissenschaftler ETH und zertifizierter Strength & Conditioning Specialist (CSCS) mit 16 Jahren Erfahrung im Leistungskrafttraining. Er leitet seit acht Jahren die Kraft- und Konditionsabteilung eines Schweizer Profisport-Clubs mit über 80 Athleten und ist spezialisiert auf Periodisierung, Übungstechnik mit freien Gewichten und Verletzungsprävention durch funktionelles Training.